Auch ein Stich kann heilen

Auch ein Stich kann heilen

Dank uns Bienenzüchtern hat man schon festgestellt, dass auch ein Bienenstich manchmal nützlich sein kann. Weil die Bienenzüchter seltener als andere Menschen unter Gicht oder Rheumatismus gelitten haben, fingen die Heilpraktiker an, den Einfluss des Bienenstiches auf den menschlichen Organismus zu untersuchen. Ihre Entdeckungen sind auch in der heutigen Zeit noch überraschend.

Die Heileffekte des Bienengifts wurden am meisten wegen Gicht und Rheumatismus berühmt. Bienengift wird aber auch bei vielen anderen Erkrankungen benutzt. Ing. Jiří Janča (1924 –2005) hat zum Beispiel das Bienengift, auch Apisin genannt, sowohl zum Kurieren von Schwellungen und Entzündungen, als auch gegen Zysten bei Frauen genutzt. Er hat über seine Heilmethoden mehr als zehn empfehlenswerte Bücher geschrieben.

Im Jahr 2014 informierte eine Pressmitteilung über eine Form der Apitherapie in Rumänien zur Behandlung von Multipler Sklerose. Rumänien erkannte als erster EU-Land die Apitherapie als Teil der wissenschaftlichen Medizin an und nahm sie als Fachrichtung ins Medizinstudium auf.

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Bienenstich, foto: Wikimedia Commons Autor: Waugsberg, CC BY-SA 3.0;

Auf unserem Server wird das Bienengift Apisin genannt. Es ist aber auch unter dem Namen Apitoxin bekannt. Das Bienengift ist eine farblose, bittere Flüssigkeit, die an der Luft schnell kristallisiert. Es dient den Bienen durch die Stiche mit dem Stachel als ihre mächtigste Waffe.

Wir sagen absichtlich „Stiche“, weil entgegen der weitverbreiteten Meinung, die Biene oft nicht nur einmal sticht und gleich stirbt. Der Stachel hat zwar Widerhaken, die sich in der Haut verfangen, wodurch die Biene tödlich verletzt wird. Aber wenn die Biene in etwas Weicheres sticht, zum Beispiel in eine Wespe beim Bienenstockbau, verliert sie ihren Stachel nicht und überlebt den Kampf ohne Folgen.

Es ist ein Paradox, dass nur die weiblichen Bienen mit einem Stachel ausgestattet sind, während die Männchen, die Drohnen, keinen Stachel haben. Auch die Bienenkönigin hat einen Stachel, nutzt ihn aber nur im Kampf mit einer Rivalin.

Wie erfolgt die Gewinnung von Bienengift?

Bei der Entstehung von Apisin wird der Stachel, der eine gewisse Wiederstandsfähigkeit gegen eventuelles Ausreissen hat, so vorsichtig behandelt, dass die Biene nicht verletzt wird. Die Bienen krabbeln über eine Glassscheibe, die mit einer Folie aus Kunststoff bezogen ist. Zwischen das Glass und die Folie wird ein dünner Draht, durch den elektrischer Strom fliesst, gezogen. Die Bienen werden durch den Strom gereizt und versuchen sich durch einen Stich zu wehren. Beim Stich bleibt ein Tropfen des Giftes auf der Folie und die Bienen können problemlos ihren Stachel wieder herausziehen.

Was enthält das Bienengift?

Auch Bienengift reift und ändert seine Zusammensetzung mit der Zeit und durch den Einfluss der Luft, ähnlich wie Gelee Royale. Deswegen ist es nicht ganz einfach, seine genaue Zusammensetzung festzustellen. Am meisten enthält es Melitin (das die Blutkörperchen schädigt), Apamin, das das Nervensystem beeinflusst, und Phospholipase, die die Hämolyse hervorruft, wobei die Membrane der Blutkörperchen geschädigt wird und die Blutkörperchen absterben.

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Apisin

Alle Komponenten des Apisins verstärken sich gegenseitig in einer sogenannten Synergie. Die verursachen durch ihre Wirkung auf das Nervensysten eine schnelle Lähmung. Das Gift dringt in die Blutzirkulation ein, senkt den Blutdruck, zerlegt die roten Blutkörperchen und beeinflusst sogar das Atemsystem.

Alarm!

Während des Stiches wird von der Biene Amylazetat, ein sogenanntes Alarm-Pheromon, freigegeben. Sobald es von den anderen Bienen bemerkt wird, treten sie in den Angriff-Modus ein und fangen an, agressiv zu werden. Es ist deswegen keine gute Idee, zu versuchen, mit einer einzigen Biene zu kämpfen – die anderen kommen ihr nämlich bald zu Hilfe.

Ein einzelner Stich ist nur für Allergiker gefährlich, sonst verursacht er nur eine Schwellung und ein bisschen Jucken und Brennen. Eine grössere Anzahl von Stichen ist aber sehr gefährlich – über 200 Stiche können schon den Tod bedeuten. Wenn man mehr als 500 Stiche bei einem einzigen Angriff bekommt, ist das Leben ganz sicher in Gefahr. Kleinere Wirbeltiere, zum Beispiel Mäuse, die Lust auf Honig bekommen haben, können schon nach ein paar Dutzend Stichen sterben.

Bei Allergikern kann ein einzelner Stich einen anaphylaktischen Schock verursachen. Es handelt sich um eine starke allergische Reaktion mit einer massiven Schwellung, Kurzatmigkeit und Veränderungen vom Blutdruck. Typisch ist auch eine Veränderung der Hautfarbe und eine generelle Übelkeit. Es ist notwendig, sofort den Rettungswagen zu rufen und dem Allergiker so schnell wie möglich eine Spritze mit Adrenalin und einer sterilen Lösung, die die Adern zusammenzieht und die Muskeln entspannt, zu geben. Die Linderung tritt relativ schnell ein.

Das Beste überhaupt ist die Prävention. Es ist nicht sinvoll, sich kurz vor einem Regenguss in der Nähe des Bienenstockes aufzuhalten, weil die Bienen gerade dann besonders nervös sind. Es ist auch nicht sinnvoll, sich mit viel Parfümgeruch in der Nähe des Bienenstockes aufzuhalten oder sich heftig zu bewegen. Wenn Sie panisch mit den Händen herumwedeln, können sie die kleinen Kämpferinnen unnötig provozieren. Siehe auch im Abschnitt „Alarm!“

Wenn Sie bereits von den Bienen attackiert worden sind, gibt es zwei effektive Abwehrmöglichkeiten – entweder schnell ins Wasser springen oder durch ein Gebüsch laufen. Die Bienen verlieren in einer dicht bewachsenen Umgebung die Orientierung und dann können Sie einfach fliehen. Es ist aber nicht sinnvoll, auf einem freien Terrain zu fliehen, weil die Bienen Ihre laufende Silhouette sehen können. Die Bienen sind dort auch in der Lage, viel schneller zu fliegen. Denken Sie daran, den Mund geschlossen zu halten, weil ein Stich in die Zunge sehr problematisch werden kann.

Wie behandelt man am Besten einen Bienenstich?

Fast jeder Mensch kennt einen guten Rat, wie die brennende Schwellung bei einem Stich effektiv zu behandeln ist. Wir empfehlen den klassischen kalten Umschlag, eine Scheibe von einer rohen Zwiebel, Essig oder Honig. Eine Brausetablette mit Calcium ist auch hilfreich. Um eine grosse Schwellung zu vermeiden, kratzen Sie den Stachel so schnell wie möglich heraus, am besten mit dem Fingernagel, um den Giftbeutel nicht noch zusätzlich zu drücken. Eine gerade Pinzette ist dafür nicht geeignet. Mehr erfahren Sie im Artikel Erste Hilfe bei einem Bienenstich.

Was heilt Apisin?

Wenn Sie schon einen Stich bekommen haben, können Sie sich damit beruhigen, dass es auch etwas Gutes für Sie bedeuten kann. Erstens verbessern sich Ihre Abwehrkräfte, falls Sie noch mehrere Stiche irgendwann bekommen sollten. Ihre Haut wird dann nicht mehr so intensiv reagieren. Zweitens haben sie praktisch eine apitherapeutische Behandlung bekommen.

Bienengift hilft bei der Behandlung von Entzündungen, wirkt blutverdünnend und löst organische Bestandteile im Entzündungsherd, die dann über den Blutkreislauf aus dem Körper ausgeschieden werden. Es wirkt wie ein starkes Analgetikum bei rheumatischen Beschwerden in Folge eines Wetterumschwungs. Dank dieser Erfahrungen werden Salben mit Bienengift zur äußeren Anwendung bei lokalen, nicht näher bestimmten, überwiegend neuralgischen Schmerzen angewandt.1 In der Medizin wird es zu Behandlung entzündlicher rheumatischer Prozesse, Entzündung der Gelenke und Sehnen, bei chronischen Rückenschmerzen, Beschwerden des Bewegungsapparates, bei Desensibilisierung und gegen unerwünschte Reaktionen angewandt.2

Die Behandlung mit Bienengift ist nur eine Form der Apitherapie, die umfassende Fachkenntnis erfordert. Der Apitherapeut stellt anhand der Ergebnisse der Eingangsuntersuchung und allergologischen Tests die Behandlung zusammen. Das Bienengift wird in seiner natürlichen Form auftragen, also durch Einstich an die gewünschte Stelle, oder indirekt durch Bestreichen mit Bienengift-Tinktur oder Akupunktur. Die einfachere, angenehmere, schmerzfreie und am häufigsten verwendete Methode ist die Behandlung mit Bienengift-Salbe, die jedoch eine geringere Wirkung aufweist. Mehr über Bienengift, seine Eigenschaften, Wirkung und Anwendungsmöglichkeiten erfahren Sie im Artikel Was ist Apisinum?


1 Tschechische Publikation: Ing. Štefan Demeter, CSc.: Apiterapie: Léčení včelími produkty; Vydal Jaroslav Čadra, Olomouc, 2021, str. 129 Zurück

2 Tschechische Publikation: Ing. Štefan Demeter, CSc.: Apiterapie: Léčení včelími produkty; Vydal Jaroslav Čadra, Olomouc, 2021, str. 151 - 152 Zurück

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